Familienurlaub mit dem Wohnmobil in Schottland. Mit dabei meine Frau, unsere Tochter und die Whippets (Hunde) Jack und Kenobi. Nach dem obligatorischen Abstecher zu den Schwiegereltern in Edinburgh zog es uns weiter in die Highlands – durch Glencoe, über zerklüftete Berglandschaften und sattgrüne Täler.
Eine besondere Brücke, die ich in meiner Netzrecherche entdeckt hatte, die Fairy Bridge of Glen Creagan, wollte ich unbedingt fotografieren. Ein seltener Fotospot, nicht so überlaufen wie der Old Man of Storr, das Glenfinnan Viadukt oder das Eilean Donan Castle.Am Morgen verließen wir Oban und fuhren etwa eine Stunde mit dem Wohnmobil gen Glen Creagan. Kurz hinter der Creagan Bridge bogen wir von der A828 ab und folgten einer immer schmaler werdenden Straße in ein fast abgeschiedenes Tal.
Die Gegend wirkte nobel, rechts und links des Weges waren beeindruckende Anwesen zu sehen und die Straße war in perfektem Zustand.
Der Parkplatz lag mitten in der Wildnis, und ab hier mussten wir den Rest zu Fuß zurücklegen. Mit vollem Foto-Equipment kämpften wir uns über holprige Wege und durch dichten, sattgrünen „schottischen Urwald“, wie es die Schilder am Parkplatz beschrieben.
Nach etwa 20 Minuten Fußweg tauchte endlich die Fairy Bridge vor uns auf. Der Ort wirkte genauso magisch wie auf den Fotos, die ich online gesehen hatte, einfach spektakulär.
Ich suchte den besten Fotospot entlang des Bachufers, baute mein Stativ auf und richtete die Kamera ein. Gerade als ich den idealen Bildausschnitt gefunden hatte, riefen meine Frau und Tochter plötzlich laut von der anderen Seite der Brücke und unsere Hunde bellten wie verrückt. Doch bevor ich reagieren konnte, war es auch schon vorbei – ein Marder, der dort äußerst selten ist, huschte über die Brücke! Leider verpasste ich die Gelegenheit, ihn zu fotografieren – der Preis für meine Fototunnel-Versunkenheit.
Als ich die Fotos „im Kasten“ hatte, wechselte ich den Standort. Kamera auf dem Stativ, die Beine noch ausgefahren, ging es auf die andere Bachseite. Inzwischen waren wir schon eine Stunde dort, aber für mich fühlte es sich wie zehn Minuten an – Zeitverlust im Fotorausch. Die Geduld meiner Familie war langsam am Ende, und ich beeilte mich, die letzten Aufnahmen zu machen. Doch dann passierte das Unvermeidliche: Ich stolperte über eine Wurzel, das Stativ schlug mir in die Brust, und in einem hohen Bogen flog meine Kamera rund zweieinhalb Meter in die Tiefe Richtung Bach.
Ich sah meine nagelneue Canon R6 Mark II mit dem RF 24-105 mm f/4-Objektiv in die Felsen krachen und befürchtete das Schlimmste. Blitzschnell hechtete ich hinunter und rettete die Kamera aus dem Bachbett. Bevor ich jedoch den Schaden begutachten konnte, bestand meine Frau darauf, mich erst zu versorgen – ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich blutete, da sich der L-Winkel tief in meine Brust gebohrt hatte.
Endlich konnte ich die Kamera untersuchen. Der Filteradapterring war verbogen, der Polfilter zersplittert – ein Jammer, aber der Filter war zum Glück schon abgenommen gewesen. Mit einiger Mühe schraubte ich den verbogenen Filterring aus dem Gewinde. Dann der Test: Fotos gemacht – und die Kamera funktionierte einwandfrei! Objektiv und Kamera hatten den Sturz tatsächlich ohne ernsthaften Schaden überstanden.
Der Urlaub war gerettet, und ich konnte die nächsten zwei Wochen weiterhin fantastische Bilder schießen. Gelernt habe ich definitiv, auch für „kurze“ Positionswechsel die Kamera sicher zu verstauen – eine Lektion mit einem blauen Fleck und einem glücklicherweise nur minimal beschädigten Equipment und mein Zielfoto habe ich auch bekommen.